Birthday Indian Style

Am 13. November war es wieder soweit: Ich bin ein Jahr älter geworden. Schon einige Tage zuvor waren die Kinder ganz aufgeregt und haben jeden Morgen beim Yoga die Tage bis zu meinem Geburtstag gezählt. Besonders spannend fanden sie die Frage, was ich besonderes für meinen großen Tag anziehen würde. Wenn eines der Kinder Geburtstag hat, darf er/sie auf die Schuluniform verzichten und sich etwas anderes zum Anziehen aussuchen. Dadurch sieht man morgens direkt, wer Geburtstag hat (was für alle Mitarbeiter ganz praktisch ist). Außerdem gibt es in unserer Dining Hall noch eine Tafel mit den Geburtstagskindern des Monats. Deshalb wusste ich bereits im Vorfeld, dass es noch zwei weitere Geburtstagskinder am 13. November geben wird.

Mein Tag hat relativ früh begonnen, da um 6.30 Uhr der erste Besuch vor der Tür stand. Es war Manjula, eine der Caretakerinnen des Sneha Care Home (von den Kindern Aunty, also Tante, genannt). Manjula kam aber nicht vorbei, um mir zu gratulieren, sondern um mich anzuziehen. Ja, mit meinen nun 26 Jahren muss ich mich tatsächlich noch wie ein Kleinkind anziehen lassen. Aber das hatte natürlich einen besonderen Grund: meinen Saree. Ganz pünktlich am Abend zuvor ist meine Saree-Bluse fertig geworden, die von einer Schneiderin genäht wurde. Der Saree muss auf eine spezielle Weise gefaltet und gebunden werden, damit die einzelnen Falten richtig fallen. Ich war sehr froh, dass Manjula zu Hilfe kam, da ich alleine sicherlich verzweifelt wäre. Fertig angezogen und mit indisichen Accessoires beschmückt ging es zur Morgenmesse. Dort gehen alle Geburtstagskinder hin, um für ihr neues Lebensjahr gesegnet zu werden. Auch Christian, Julia und Lena habe ich überzeugen können, mich zu begleiten. Aber für sie hat es sich ebenfalls gelohnt, da wir anschließend von den Fathern (Priestern) zum ausgiebigen Frühstücken bei ihnen eingeladen wurden. Und so bekam ich dann auch zu meinem Geburtstag Kaffee zum Frühstück (beim Frühstück mit den Kindern gibt es immer Tea, also Chai).

Mein Geburtstags-Saree

Mein Geburtstags-Saree

Nach dem Frühstück mussten wir auch schon los zur Schule, da ich zur School Assembly auf keinen Fall zu spät kommen wollte. Natürlich kamen die Kinder gleich auf mich zugestürmt, haben mir alle gratuliert und meinen Saree bestaunt. Auch die Mitarbeiter waren begeistert, dass ich mich in einen Saree „gewagt“ habe. Am Ende der School Assembly wurde dann für mich und die beiden anderen Geburtstagskinder von allen Kindern plus Mitarbeitern gesungen. In der Tea-Break habe ich für die Mitarbeiter deutsche Schokolade mitgebracht, die Kinder haben beim Afternoon-Tea etwas Süßes bekommen.

Während wir gerade beim Mittagessen waren, kam Francis (einer der Betreuer) und hat uns unter einem Vorbehalt gesagt, dass wir alle ganz dringend raus gehen sollten. Draußen haben schon die restlichen Mitarbeiter gewartet. Zunächst wusste keiner was los war, bis eine Torte hereingetragen wurde. Besonders witzig an der Torte war der (fehlerfreie!) deutsche Geburtstagsgruß. Nach einer kurzen Rede von Father Vince (dem Leiter des SCH), wurde nochmal gesungen und zusammen mit den beiden kleinen Geburtstagskindern habe ich die Torte angeschnitten.

Meine Geburtstagstorte

Meine Geburtstagstorte

Anschneiden der Torte

Anschneiden der Torte

Leider hat das Internet im SCH schon einige Tage zuvor nicht funktioniert, was sich auch an meinem Geburtstag nicht geändert hat. Glücklicherweise hat mir einer der Father aus dem Snehadaan (dem Krankenhaus auf unserem Campus) Zugang zu seinem Internet gegeben, sodass ich zumindest mit meiner Familie skypen konnte.

Ich habe definitiv noch nie so viele Glückwünsche an meinem Geburtstag erhalten. Einige der fast 100 Kinder haben mir mindestens 3- bis 4-mal gratuliert. Auch aus der Heimat haben mich natürlich viele Glückwünsche (und Geschenke) erreicht, über die ich mich sehr gefreut habe. Mit so vielen Kindern und allen anderen tollen Menschen um mich herum, ist es mir zum Glück nicht so schwer gefallen, dass ich nicht mit meiner Familie und meinen Freunden feiern konnte.

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